In unserer Mini-Serie zum Thema nachhaltig einkaufen habe ich Dir einige Hinweise dazu gegeben, wie Du bewusstere Einkaufsentscheidungen treffen kannst und worauf Du dabei achten solltest.
Heute gehen wir noch einen kleinen Schritt weiter und schauen mal, was ein Produkt eigentlich nachhaltig macht. Fängst Du nämlich an, Dich mit dem Thema auseinanderzusetzen, wirst Du schnell feststellen, dass es kaum „perfekte“ Produkte gibt. Das heißt: Die wenigsten Produkte sind von hinten bis vorne, vom Kern bis zur Verpackung, nachhaltig zu Ende umgesetzt. Ein kleines Beispiel: In der Kita meiner Kinder haben wir neulich ein schönes Gartenfest gefeiert. Und was wäre ein Kinderfest ohne Konfetti. Nicht viel, oder?! Aber Konfetti ist eben auch immer so ein Ding: Bestenfalls viel Papier, meistens eher Plastik oder Folie, das für einen kurzen Moment für große Freude sorgt und dann vor allem noch wochenlang herum liegt. Gerade draußen ist es fast unmöglich, alles wieder einzusammeln.
Also hatten die Erzieher:innen eine wunderbare Idee und haben für das Fest Blütenkonfetti besorgt! Genial! Der Konfettispaß ist voll gegeben, die Farben sind wundervoll, es duftet herrlich und kann ohne Sorge liegen gelassen werden. Ich war so begeistert von der Idee, dass ich mich schon jetzt auf den nächsten Kindergeburtstag mit Blütenkonfetti bei uns zu Hause freue! Aber, auch hier gab es ein Aber: Das Konfetti war in Plastik verpackt. Also doch wieder Müll. Warum, frage ich mich da oft? Genauso geht es mir häufig im Biosupermarkt: Warum sind denn die Nudeln, der Reis, die Hirse und so weiter immer noch in Plastik eingeschweißt? Geht das nicht auch anders?
Klar geht es auch anders. Aber ich bin mittlerweile milder in meinen Urteilen, versuche immer, das ganze Bild zu sehen. Denn um einen Weg, den die ganze westliche Welt über Jahrzehnte in eine Richtung gelaufen ist, um das wieder umzukehren, das braucht eben ein bisschen Zeit, wenn man einen totalen Einsturz vermeiden möchte.
Woran messe ich, ob ein Produkt nachhaltig ist?
Es geht also sehr schnell, dass wir ZU anspruchsvoll werden, wenn es ums Thema Nachhaltig geht und vor allem das sehen, was noch nicht optimal umgesetzt ist oder wo es noch Bedarf gibt. Deswegen möchte ich Dir heute mal einige Richtlinien an die Hand geben, die mir selbst immer helfen, mich durch den Dschungel zu schlagen und sowohl konsequent in meiner nachhaltigen Ausrichtung als auch milde damit zu sein, dass eben nicht immer alles sofort geht – selbst wenn man wollte.
Ich hoffe natürlich, dass die Gedanken auch Dir eine Leitlinie sein können. Also los gehts:
1. Geht es um nachhaltige Produkte, ist alles besser als nichts
Den Punkt hatte ich schon im Artikel zu den Biosiegeln angesprochen: Alles ist besser als nichts. Wenn wir mal ganz vereinfacht sagen, dass Demeter im Moment der höchste Standard ist und eine Discounter-Schokolade mit Fair-Siegel sich eher am unteren Ende der Skala einordnen lässt, dann ist die Discounter-Schokolade im Zweifel immer noch besser als nichts. Von dort kann man sich dann Stück für Stück hocharbeiten und gucken, welche Stufe man für sich selbst wählen kann und will. Das gilt auch beim Thema Verpackungen: Ein Bioprodukt im Plastikbeutel ist noch nicht das Nonplusultra, aber schon die halbe Miete. Wenn Du Großpackungen kaufen kannst oder Nachfüllartikel, bist Du schon einen Schritt weiter. Wenn Du in einen Unverpackt-Laden gehst, dann bist Du wirklich schon sehr gut aufgestellt. Ein heißer Tipp am Rande übrigens: In der Fattoria La Vialla kannst Du wunderbare italienische Produkte bestellen und hier sind die Nudeln tatsächlich in Papier verpackt – und schmecken fantastisch. Klar, hier schlägt wieder der Versand ins Nachhaltigkeitsbuch, aber wenn Du gleich eine größere Menge bestellst, lohnt sich das schnell.
Du verstehst also sicher schon die Idee: Es ist fast wie ein Stufenprinzip. Es gibt Produkte, die sind schon ganz oben angekommen, die allergrößte Mehrzahl jedoch ist noch auf dem Weg – und das ist auch ok so. Wenn wir alle versuchen, uns immer weiter Richtung Ziel zu entwickeln, dann schaffen wir das auch!
2. Die Richtung muss stimmen
Ich hatte es im letzten Artikel schon angesprochen: So schön es ist, dass der Wunsch nach nachhaltigen Produkten auch immer mehr in der breiten Masse ankommt, auch das hat eine Schattenseite. Denn leider gibt es Unternehmen, die versuchen, aus dem Trend Profit zu schlagen und Greenwashing betreiben.
Wenn Du also ein Produkt entdeckst, dass Dir gefällt und das auf den ersten Blick grün und nachhaltig aussieht, aber Du bist Dir nicht sicher, dann kann es sich lohnen, einen Blick auf die Unternehmens- und Produktphilosophie zu werfen. „Gute“ Unternehmen haben nichts zu verbergen und werden ihre Herstellungsprozesse, ihre Lieferketten und ihre Philosophie transparent darstellen und ihre Entscheidungen – auch die unperfekten – begründen können. Das hilft Dir, besser zu verstehen. Ein wunderbares Beispiel dafür finde ich persönlich Wildling Shoes, die überhaupt keinen Hehl daraus machen, dass sie auch selbst auf einem Weg sind, dass sie Kompromisse eingehen, ausprobieren, Erfahrungen sammeln müssen – die aber mit Herz und Hand versuchen, diese neuen Wege so konsequent wie möglich zu gehen.
Also: Unperfekt ist ok. Solange die Richtung stimmt.
3. Vergiss nicht den Spaß an der Sache!
Oder mit anderen Worten: Sei auch mild zu Dir selbst. Der Weg in ein nachhaltiges Leben kann sich manchmal steinig anfühlen und auch anstrengend sein, denn leider ist bio, fair und nachhaltig eben noch nicht Standard und manchmal hast Du vielleicht einfach Lust auf einen Falafel oder eine Portion Fritten im Freibad. Dann, ganz ehrlich: Gönn Dir das auch, und zwar ohne schlechtes Gewissen. Die 80-20-Regel ist hier eine gute Orientierung: Zu 80 % triffst Du ganz bewusste, klare und nachhaltige Entscheidungen – und die anderen 20 % der Zeit erlaubst Du Dir, Dich einfach treiben zu lassen. So leben wir alle Schritt für Schritt, konsequent, aber unverbissen, in ein Leben hinein, in dem auch die Kartoffeln für die Freibadfritten aus kontrolliert biologischen Anbau stammen.
Jetzt Du!
Ich freue mich immer mega über nachhaltige Produktideen, die so gut sind, dass sie geteilt werden müssen! Hinterlass mir also gerne einen Kommentar mit Deinen Lieblingsprodukten! Hier nochmal meine kleine Auswahl aus diesem Artikel auf einen Blick:
Juliane Scheel
Juliane Scheel ist studierte Kommunikationswissenschaftlerin (M.A. Interkulturelle Kommunikation) und arbeitet als aktive Texterin und Lektorin sowohl im wirtschaftlichen als auch im akademischen Bereich. Zudem gibt sie Seminare und Schreibberatungen und ist damit zeitsprungs Fachfrau rund um die Themen Text und Kommunikation.
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